„Local Heroes“ der Nordhorner Rockszene

In diesem Jahr feiert das Nordhorner Kulturzentrum Alte Weberei sein 25-jähriges Bestehen. Das Jubiläumsprogramm startete am vergangenen Samstag (17.02.2024) mit einem vierstündigen Rock- und Bluesfest. Unter dem Signum „Local Heroes“ präsentierte das Nordhorner Kulturzentrum vier Bands, die der Alten Weberei seit vielen Jahren verbunden sind und ihrem Publikum manch erinnernswertes Konzerterlebnis bescherten.

Aber der Reihe nach: Zum Auftakt enterte „Bluespam“ die Bühne. Vier Bluesmusiker aus der Obergrafschaft um den Gitarristen Alex Rosenhof und Mundharmonikaspieler Heino Sluet, die mit einer Mixtur aus dem swingenden Rhythm’n Blues eines Ray Charles („I Got A Woman“) und Exkursionen in den texanischen Bluesrock eines Stevie Ray Vaughn („Pride And Joy“) zu gefallen wussten. Zum Höhepunkt ihres Auftritts wurden der neu arrangierte RobertJohnson-Klassiker „Crossroads“, den Bluespam in eine nachtblaue Bluesballade verwandelte, sowie eine geradezu elegische Hommage an Jimi Hendrix: Der Song „Little Wing“, der zum Showcase für die Gitarrenkünste von Alex Rosenhof geriet. Im Anschluss gab es ein Wiedersehen mit der „Hausband Alte Weberei“. Eine von dem Nordhorner Gitarristen Frank Stehle gemeinsam mit niederländischen Musikerfreunden, dem Gitarristen Stefan Jankowski, Bassist Paddy van Rijswijk und dem im Jahre 2018 leider an einer schweren Krankheit verstorbenen Rotterdamer Soulsänger Rick de Vito im Anfangsjahr der Alten Weberei 1999 gegründete Projektband. Mit ihrer alljährlichen Rock & Soul-Revue, Auftritten bei Ausstellungseröffnungen, bei Oldie-Festivals und nicht zuletzt einer 2001 im damaligen Tonstudio des Kulturzentrums aufgenommen CD „Songs aus der Alten Weberei“, die den leider in Vergessenheit geratenen „Alte Weberei-Song“ enthält, wurde die Hausband über Jahre zum musikalischen Gesicht der Alten Weberei.

Für ihren Auftritt am Samstag hatte die Band den holländischen Sänger und Gitarristen Hans Sligter verpflichtet, mit dem man auf die Schnelle eine Art „Top Forty-Show“ von Rockhits aus den 1970er-Jahren einstudiert hatte: „Allright Now“ von „Free“, „Cocaine“ von Eric Clapton und Deep Purple’s „Smoke On The Water“ lockten auf die Tanzfläche. Die Hausband wusste immer dann zu gefallen, wenn Stehle und Jankowski das ausgewählte Hitmaterial solistisch zu veredeln wussten – so im Falle des flotten Fleetwood Mac-Rockers „Don’t Stop“ oder der Hippie-Hymne „Love The One You’re With“ von Stephen Stills.

Es folgten „Rockstuff“, die einmal mehr einen überzeugenden Auftritt hinlegten – und mit ihrem Sänger Hans-Jürgen de Winder über einen Frontmann verfügen, der sein Publikum mit einer Mixtur aus Grafschafter Humor und altersweiser Ironie für sich einzunehmen weiß. Rockstuff schöpften aus dem tiefen Brunnen des amerikanischen Roots-Rock. Da gab es allerlei mitreißenden Rock aus dem amerikanischen Heartland der 80er Jahre – von den Brandos über John Mellencamp bis hin zu John Kilzer. Und als Highlight ein mit eleganten Gitarrensoli unterlegtes „All Went Down The Drain“ von Boz Scaggs. Songs und Namen, die dem Publikum allerdings wenig vertraut schienen.

Im Ergebnis: viel anerkennender Applaus, sichtlich abnehmende Tanzfreude. Aber zum Glück für alle Zuhörer hatte die Band auch noch ihre immer wieder gern gehörte Version des Golden Earring-Hammerhits „Radar Love“ im musikalischen Gepäck. Lauter Jubel, fröhliches Treiben vor der Bühne. Rockstuff darf gern wiederkommen. Zum guten Ende hin legten „Downtown“ einen Auftritt hin, der in den bereits sichtlich gelichteten Reihen des Publikums allerhand gute Rocklaune verbreitete. Was nicht zuletzt daran lag, dass Bandleader Michael Hochmann seine Musiker-Gang um den so routiniert wie mit ordentlichem Rockdrive aufspielenden Schlagzeuger Matthias Stehle und die junge Sängerin Yvonne Winkler ergänzt hat. Yvonne Winkler brachte mit Songs von Anouk, 4 Non Blondes und dem „Zombie“ der Cranberries viel Schwung und tanzbaren Indie-Rock, der das Publikum mehrfach zum Mitsingen und Tanzen verführte.

Mit dem bei Downtown-Auftritten unverzichtbaren Biker-Kulthit „Born To Be Wild“ endete um Mitternacht ein Rockfest, dass zumindest der seit Gründung der Alten Weberei 1999 gemeinsam mit ihren „Local Heroes“ gealterten Stammkundschaft einen geselligen Abend bescherte. Und für alle jüngeren Kulturliebhaber gilt, dass die Programm-Pipeline im Jubiläumsjahr der von einer Textil- zur Kulturfabrik mutierten Weberei auch ihnen noch manch schönen Abend offeriert.