Die Textilfabrik POVEL baut eine „Neue Weberei“

Die zu jener Zeit 2.200 Mitarbeiter zählende Textilfabrik Povel ließ auf ihrem angestammten Fabrikgelände unweit der Nordhorner Innenstadt in den Jahren 1949 innerhalb von nur 10 Monaten eine „Neue Weberei“ errichten, die mit 300 aus den USA importierten Draper-Webstühlen ausgestattet wurde. Eine 6.000 Quadratmeter große, sechsschiffige Tonnenhalle, in der die Produktion nach amerikanischem Vorbild in fast fensterlosen, vollklimatisierten, künstlich beleuchteten Räumen stattfinden sollte. Denn die Herstellung eines Baumwollgewebes verlangte eine durchgängige Raumtemperatur von 21 bis 22° Grad. Die von den bundesweit tätigen Industriebauern der Hamburger Dywidag errichtete Neue Weberei galt zu Beginn der 1950er Jahre in ganz Europa als Beispiel für technisch unübertroffenen (Textil-) Industriebau und wurde zum Vorbild für fast 100 vergleichbare Webereibauten, die die Dywidag bis 1955 in der Bundesrepublik, den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Italien baute – und damit zu einem „technischen Baudenkmal“ der frühen Nachkriegszeit.

Foto: Richard Zahn (Sammlung Stadtmuseum Nordhorn)
Der große Websaal der „Neuen Weberei“ in den 1950er Jahren.
Foto: Richard Zahn (Sammlung Stadtmuseum Nordhorn)

Im Schichtbetrieb von jeweils achtstündiger Früh-, Spät- und Nachtschicht arbeiteten von nun an etwa 200 Menschen in der „Neuen Weberei“, in der seither Millionen Meter an Stoffen hergestellt wurden. 1962 wurde der Maschinenbestand modernisiert. Die Webautomaten der Schweizer Maschinenbauer Rüti und Saurer lösten die US-Webmaschinen ab. Vierfarb-Webautomaten, die noch in den 70er Jahren zum Kernbestand des Maschinenparks zählten.

Blick in den Websaal der „Neuen Weberei“ um 1965.
Foto: Rudolf Bulla, Grafschafter Nachrichten