Die „Neue Weberei“ gelangt in neue Hände – RAWE übernimmt
1969 übernimmt der Gronauer Textilkonzern die Firma Povel. Wenige Jahre später gerät der gesamte Delden-Konzern in eine langanhaltende Krise. Der Traum vom immerwährenden Wirtschaftswunder endet in der Öl- und Energiekrise der Jahre 1973/74. Die Textilkonjunktur bricht ein. 1978 meldet der Delden-Konzern für den Nordhorner Povel-Betrieb einen Vergleich an, der wenig später in einem Konkurs endet. 1979 wird die Produktion endgültig eingestellt. Die noch verbliebenen 1.200 Mitarbeiter stehen auf der Straße.
Ein Hoffnungszeichen ist der Verkauf der „Neuen Weberei“ an die Textilfirma RAWE – die die Übernahme mit öffentlichen Mitteln aus der Wirtschafts- und Strukturförderung des Landes Niedersachsen finanziert. Immerhin 75 Mitarbeiter werden weiterhin beschäftigt. Nach der Schließung aller weiteren Fabrikanlagen und dem Verkauf des gesamten Betriebsgeländes an die Stadt Nordhorn – zu einem symbolischen Preis von 1,-DM – findet textile Produktion nur noch in der einstigen „Neuen Weberei“ statt.
Während die restlichen Fabrikanlagen mit Ausnahme der denkmalgeschützten Povel-Verwaltung und des Povel-Spinnereiturmes abgerissen werden, heißt es in der Lokalzeitung:
„Wie ein Stück heile Welt inmitten der Zerstörung und des Zerfalls wirkt der Gebäudekomplex der Neuen Weberei, in dem die Firma RAWE nach wie vor produziert. Ein Stück Textilindustrie ist gestorben, aber Nordhorn bleibt Textilstadt.“
1984 gibt allerdings auch RAWE die Produktion in der ehemaligen Povelschen Weberei auf. Die Maschinen werden ins Stammwerk beiderseits des Nordhorner Stadtrings verlagert. Die verbliebenen 50 Mitarbeiter werden dort weiterbeschäftigt. Die letzten Textilarbeiter und Textilmaschinen verlassen das Povel-Gelände. 1985 geht die Webereihalle in den Besitz der Stadt Nordhorn über. Zugleich mietet RAWE die Webereihalle für weitere fünf Jahre und nutzt sie bis 1990 als Stoff- und Ballenlager. Rund um die Weberei beginnt auf dem ehemaligen Povel-Fabrikgelände 1987 eine millionenschwere „sanfte“ Bodensanierung. Das Bundesforschungsministerium fördert das Modellvorhaben einer „biologischen Altlastensanierung durch Bakterienkulturen“.