The-Cure-Tribute: „Four Imaginary Boys“ verführen Publikum zum Tanz

Es ist beinahe 44 Jahre her, dass die originalen The Cure zum ersten und bisher einzigen Mal in der Grafschaft Bentheim auftraten: An einem Sommerabend im Juni 1981 versetzten sie als „Top Act“ die mehr als 10.000 Besucher des 2. Schüttorf-Open-Air-Festivals in den just angesagten „New Wave-Mood“ der britischen Popszene, in der sich zu jener Zeit Bands wie Human League, Soft Cell, Siouxsie & The Banshees, XTC, Joy Division, Yazoo und Depeche Mode tummelten.

Zu diesem Zeitpunkt ahnten nur die wenigsten, dass The Cure neben Depeche Mode zu den weltweit erfolgreichsten Protagonisten des Wave-Sounds werden sollten. Heutzutage sind es vor allem die DJs der Ü40/Ü50-Partys und die Musiker von Cure-Coverbands, die dafür sorgen, dass die Songs von The Cure weiterhin die Tanzflächen in den Clubs und Kulturzentren der Republik füllen.

Zu besichtigen am vergangenen Sonnabend in Nordhorns Alter Weberei. Das dem „alternativen“ Wave & Rock der 1980er und 1990er Jahre verpflichtete „Nachtschicht“-Veranstaltungsteam lud mit den „Four Imaginary Boys“ aus Bayern zu einer musikalischen Hommage an The Cure, die rund 350 Besucher in den großen Saal der Alten Weberei lockt.

Sie erleben ein zweieinhalbstündiges Konzert, in dessen Verlauf die – in leichter Abwandlung – nach dem ersten Cure-Album „Three Imaginary Boys“ benannte Band ihr vollmundiges Versprechen, sich „mit Leidenschaft und Herzblut dem Gesamtwerk der legendären Wave-Götter zu widmen“, einzulösen weiß. Die vier Cure-Adepten um den als Seelenverwandten des Cure-Bandleaders Robert Smith agierenden Sänger und Gitarristen Martin Strasser beginnen den Abend mit dem in stiller Melancholie badenden „Alone“. Alsbald zieht das Tempo an. Im fein arrangierten Wechselspiel von Leadgitarrist Roberto Broch und Strasser offeriert „Pictures Of You“ vertrackte Wave-Grooves, bevor die Band mit „Primary“ in bester Post-Punk-Manier losrockt.

Die Tanzfläche vor der Bühne füllt sich, als mit „Friday I‘m In Love“ und „Just Like Heaven“ erste, mit schwungvoller Rhythmusgitarre und kräftigem Drumbeat unterlegte Hits aus den späteren 80ern intoniert werden – einer Zeit, in der Cure zunehmend verspielte Pop-Elemente und Sehnsüchte wie „Kiss Me, Kiss Me, Kiss Me“ in ihre Songs und Texte integrieren. Der Diskotheken-Klassiker „Why Can‘t I Be You“, das vom Lichtgewitter zuckender Strahlerblitze begleitete „Shake Dog“ und das von Fred Jacobsson mit wahrer Power-Basslinie vorangetriebene „Fascination Street“ lassen die Zuhörer durch imaginäre Londoner Clubnächte treiben. Aber die „Imaginary Boys“ wissen, dass im Hintergrund von Euphorie und Lebenslust oftmals depressive Momente, Furcht, Verlorenheit und Einsamkeit lauern. Davon erzählt das verschroben psychedelische „Same Deep Water“.

In der letzten Stunde dreht die Band wieder auf. Einem mit bezwingendem Beat unterlegten „Fire In Cairo“ folgen weitere Hits wie „In Between Days“ und „Close To Me“. Der Saal singt, hüpft und tanzt. Auch optisch gerät das Konzert zu einem Vergnügen: Stimmung und Texte der einzelnen Songs werden durch eine vielfarbige Lightshow und auf großer Leinwand im Bühnenhintergrund abgespielte Filmsequenzen illustriert. In der mit lauten Zurufen und begeistertem Applaus geforderten Zugabe spielen die „Four Imaginary Boys“ einige der Songs, die The Cure in den frühen 80ern zu Headlinern größerer Rockevents wie des Schüttorf-Festivals machten: den hypnotischen Wave-Klassiker „A Forest“, das punkrockige „Killing An Arab“ und zu guter Letzt den allerersten Hit „Boys Don‘t Cry“ von 1979.

Denn eines ist den sich cool gebenden, in ein schwarzes Outfit gewandeten Wavern und Cure-Hörern seither klar: Angesichts der unergründlichen Tragik der Welt im Allgemeinen und des Verliebt-Seins im Besonderen gilt – man darf verzweifeln, weinen aber darf man nicht.

Fotos: Werner Westdörp