Teil 1: Die „Neue Weberei“ der Textilfabrik Povel
Nordhorn ist die Weberstadt / weit und breit bekannt / Weil’s die besten Stoffe hat / in
unserem schönen Land / Bei Povel, Niehues und bei Rawe / der Weber mühsam schafft / Lieber Gott bewahre des Webers Arbeitskraft
Noch in den 1970er Jahren bezeichnete „Meyers Enzyklopädisches Lexikon“ die Stadt Nordhorn als „die wichtigste deutsche Textilindustriestadt“. Eine Bezeichnung, die Nordhorn den drei großen Textilbetrieben verdankte, die die gesamte Stadtentwicklung im Verlauf des 20. Jahrhunderts prägten – den Firmen NINO (Kürzel aus Niehues/Nordhorn), RAWE und POVEL.
In den sprichwörtlichen „Wirtschaftswunderjahren“ der Nachkriegsjahrzehnte erlebten Nordhorn und seine Textilindustrie eine letzte große Blütezeit. Um 1950 arbeiteten in einer Stadt von damals 32.000 Einwohnern rund 8.000 Menschen in den Textilbetrieben. Nach den Entbehrungen von Krieg und Besatzungszeit füllten sich endlich wieder die Kleiderschränke. Die von Kriegszerstörung verschonte Textilindustrie profitierte von einer „Bekleidungswelle“, die in ganz Westeuropa zu spüren war.
Man konnte gar nicht so viele Stoffe produzieren wie nachgefragt wurden. Ein wahres Eldorado für die Nordhorner Textilunternehmen, die auf die Bekleidungswelle mit einem rasanten Ausbau der Produktionskapazitäten reagierten – finanziert mit den Wiederaufbaumitteln aus dem US-amerikanischen Marshallplan. Die Amerikaner stellten der bundesdeutschen Industrie günstige Kredite zur Finanzierung neuer Anlagen zur Verfügung. Unter einer Voraussetzung: Gekauft werden mussten neueste amerikanische Maschinen.