Nordhorner fordern ein „Soziokulturelles Zentrum“

Denn seit Juni 1994 findet das Projekt „Kulturzentrum Alte Weberei“ engagierte, in der Öffentlichkeit wahrnehmbare Fürsprecher. Kulturell engagierte Bürger gründen einen „Förderverein Kulturzentrum Alte Weberei“. Dessen Zielsetzung ist die Umwandlung der „Alten Weberei“ in ein Soziokulturelles Zentrum.

Vorstand des Fördervereins Alte Weberei – Förderverein JL 0001: 20 Jahre nach Eröffnung der Alten Weberei kommt es im Sommer 2019 zu einem Generationswechsel im Vorstand des Fördervereins Alte Weberei: Anne Dreiling und Tobias Loh lösen Gisela Büsching-Stark und Bernhard Meyering aus der Ü60-Gründergeneration ab. Foto: Jürgen Lüken, Grafschafter Nachrichten

Ein wichtiges Vorbild ist die „Lagerhalle“ in Osnabrück. Insgesamt existieren im Niedersachsen des Jahres 1994 bereits 40 dieser Zentren, bundesweit sind es 200. Die Zentren in Niedersachsen haben sich im Landesverband Soziokulturelle Zentren zusammengetan. Dort werden nun auch die Nordhorner Mitglied. Der Verein präsentiert sein Konzept für die künftige „Kulturfabrik“. Man denkt an (Pop-) Konzerte und Lesungen, Kleinkunst und Kabarett, Ausstellungen und Revuen, Disco für alle und Kreativangebote für Kinder, Tonstudio und Kunstwerkstatt, Brauhaus und Biergarten, Abenteuerspielplatz und Bootsverleih. Als Zielpublikum des künftigen Kulturzentrums macht der Verein die Altersgruppe der 30- bis 50jährigen (und deren Kinder) aus, die in der gesamten Grafschaft „nichts Vergleichbares vorfinden“. Wenig später zeigt eine Umfrage zum Freizeit- und Kulturangebot in Nordhorn: Die große Mehrheit der Befragten hält ein „Kulturzentrum Alte Weberei“ als Ort der Kreativität, Unterhaltung, Bildung und Kommunikation für notwendig – unter der Voraussetzung, dass „alle Alters- und Gesellschaftsgruppen davon profitieren“.

Mit finanzieller Unterstützung der LAGS Niedersachsen veranstaltet der Verein in den Sommermonaten der Jahre 1994 bis 1996 in leergeräumten Teilbereichen der Weberei sogenannte „Probeläufe“, die einigen tausend Besuchern die Möglichkeiten eines zukünftigen Kulturzentrums aufzeigen. Die Grafschafter Nachrichten titeln: „Aus der Povel-Ruine wächst neues Leben“. Im Programm finden sich eine Bluesparty, Kunst- und Kulturfeten, Kunstausstellungen, Filmabende, Jazz- und Klassik-Frühstück, eine Kriminacht sowie Konzert- und Kabarettabende. Neben lokalen Bands und Musikern, Gauklern und Künstlern, der Theaterwerkstatt, dem Chor „La Lega“ und der Big Band der Musikschule feiern überregional bekannte Größen wie die Soulrocker der Rick de Vito Band aus den Niederlanden, die Kabarettisten Arnulf Rating und Horst Schroth sowie der Sänger und Entertainer Götz Alsmann begeisternde Auftritte. Neben Eigenmitteln finanziert mit Hilfe knapp 70.000 DM an Zuschüssen der LAGS Niedersachsen, der Stadt Nordhorn und den Stiftungen der Kreissparkasse wie der Grafschafter Volksbanken.

Die Rick DeVito-Band bei ihrem Auftritt während des „Probelaufs“ 1996. In den 2000er Jahren wurden die Musiker um den aus Nordhorn stammenden Bandleader und Gitarristen Frank Stehle (2. von rechts), Bassist Paddy van Rijswijk, den zweiten Gitarristen Stefan Jankowski und den Rotterdamer Sänger Rick DeVito zur Hausband der Alten Weberei. Im von der Grafschafter Sparkassenstiftung geförderten hauseigenen Tonstudio produzierte die Hausband eine CD mit „Songs aus der Alten Weberei“. Im Bild: Sparkassenvorstand Hubert Winter im Gespräch mit Rick DeVito. Im Bildhintergrund Weberei-Geschäftsführer Heinz Pohl und Bandgitarrist Stefan Jankowski. Im Juni 2018 ist Rick DeVito im Alter von 64 Jahren in Folge einer schweren Erkrankung verstorben. Fotografien: Werner Westdörp, GN