Veranstaltung vom 22. April 2023
In Standing Ovations der mit rund 570 Besuchern fast ausverkauften Alten Weberei in Nordhorn endete am Sonnabend das alljährliche Themenkonzert der Berrytones Big Band, die ihrem Publikum einen einzigartigen Ausflug in die musikalische Welt der James-Bond-Filmreihe bescherte. „007 in Town“ lautete das Motto des Abends, zu dem die Berrytones mit dem Versprechen, alle Bond-Soundtracks aus der 50-jährigen Filmgeschichte des mit der „Lizenz zum Töten“ ausgestatteten Geheimagenten Ihrer Majestät, Revue passieren zu lassen.
Seit der Kinopremiere von „James Bond jagt Dr. No“ im Jahre 1962 entwickelte sich die auf mittlerweile 25 Filme angewachsene Filmreihe zum erfolgreichsten Exportprodukt der britischen Filmindustrie. Jeder neue Bond-Film zieht unweigerlich ein Millionenpublikum an. Rund um James Bond entstand ein bunt schillerndes Popuniversum, in dessen Mittelpunkt neben der eigentlichen Filmhandlung, ihren Akteuren und exotischen Schauplätzen, den modische Looks aufgreifenden Kostümen, Verfolgungsjagden in schnellen Flitzern, Renault-Enten und Motorrädern sowie den neuesten Spielzeugen der Spionagetechnik die für jeden Bond-Film neu komponierten Soundtracks mit ihren chartträchtigen Titelmelodien eine zunehmend eigenständige Rolle spielten.
Von Beginn an waren die Soundtracks der James Bond-Filme der Versuch, in den wenigen Minuten eines einzigen Songs, sowohl den Titel des jeweiligen Films wie die zwischen Spannung und Gefahr, Liebe und Erotik, Coolness und halsbrecherischer Aktion changierende Filmhandlung abzubilden. Eine besondere Herausforderung für eine ursprünglich im puren Swing und Jazz beheimatete Big Band. Vom 19-köpfigen Ensemble der Berrytones bewältigt mit der exzellenten Unterstützung durch die von Berryman als „Bond-Girls“ vorgestellten Sängerinnen Chananja Schulz – die „Queen of Nordhorn“ -, Susan Albers von der Big Band der Bundeswehr und die von Auftritten bei „Voice Of Germany“ bekannte Karo Fruhner. Für den ursprünglich mit der „Lizenz zum Singen“ ausgestatteten Mark Stouwdam, der wegen eines Streiks von Flughafenpersonal in Mailand festsaß, war kurzfristig Marco Matias, ebenfalls Sänger der Big Band der Bundeswehr, eingesprungen.
Zu den Höhepunkten zählt ein eminent swingendes „From Russia With Love“, das die Berrytones in einer Version von Jazzgröße Count Basie vorstellen. Das von den Rhythmikern der Berrytones in einen funky Groove gewandete „Goldfinger“ – veredelt vom heißen Soulgesang der von Berryman augenzwinkernd als „Queen Of Nordhorn“ bezeichneten Chananja Schulz. Ein weiteres Ausrufezeichen setzt das in bester britischer Pop-Jazz-Tradition inszenierte „Thunderball“, bei dem Marco Matias den Tom Jones gibt. Eine ganz wunderbar anrührende Version der Popballade „You Only Live Twice“ liefert Susan Albers, deren Stimme sich auch in Paul McCartneys Bond-Klassiker „Live And Let Die“ als ebenso hinreißend wie ihr silbern glänzendes Glitzerkleid entpuppt. „The Man With The Golden Gun“ verwandelt die inmitten des Publikums singende, mit vergoldetem Revolver bewaffnete, Karo Fruhner in ein aufbrausendes Powerpop-Spektakel. Den ersten Szenenapplaus für ein Instrumentalsolo erntet Tenorsaxofonist Matthias Wilkens in „For Your Eyes Only“.
Zu vielbeklatschten Publikumslieblingen avancieren Susan Albers mit ihrer Version des ursprünglich von Soullegende Gladys Knight gesungenen „License To Kill“ und Chananja Schulz mit Tina Turners „Golden Eye“. Letzteres ein mit dramatischen Effekten spielender, mit schweren Beats versehener Song, der unheilvolle Spannungsmomente erzeugt. Einen immensen Sog entwickelt das gekonnte Zusammenspiel von Chananja Schulz‘ Gesang und Band in dem von Adele aufgenommenen „Skyfall“. Das die Bond-Reihe abschließende „No Time To Die“ weiß Karo Fruhner als genau jene herzerweichende Popballade zu singen, die angesichts des (vorläufigen) Todes des Daniel Craig-James Bonds etliche Kinobesucher zu Tränen rührte.
Zum guten Ende spielen die Berrytones als Zugabe die Originalversion des „From Russia With Love“. Für Andrew Berryman und seine Musiker ein „Kontrapunkt“ zum derzeitigen russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Nach ihrem zweieinhalbstündigen Auftritt zeigen sich alle Bühnenakteure sichtlich erschöpft, aber glücklich. Genau wie James Bond hätten sie nach anstrengendem Einsatz eigentlich alle einen erholsamen Ferienaufenthalt an der Strandbar eines karibischen Inselparadieses verdient. Ersatzweise gibt es ein vom Publikum gezündetes Feuerwerk an Applausraketen, ein Gläschen feinsten Single Malt-Whiskys aus der Hausbar von Andrew Berryman und voluminöse Blumensträuße für die glänzenden Auftritte der singenden Bond-Girls und ihres männlichen Counterparts. Dem Publikum bleibt die Vorfreude auf den nächsten Auftritt der Berrytones und den nächsten James-Bond-Film im Kino.