
Zur Geschichte des Kulturzentrums Alte Weberei
Die “Neue Weberei” der Textilfabrik Povel
Innerhalb von nur 10 Monaten wurde eine 6.000 Quadratmeter große, sechsschiffige Tonnenhalle, in der die Produktion für die Textilfabrik Povel stattfinden sollte.
Nordhorn in der textilen Blütezeit
Um 1950 arbeiteten in einer Stadt von damals 32.000 Einwohnern rund 8.000 Menschen in den Textilbetrieben.
Modernisierung des Maschinenstandes

Foto: Richard Zahn (Sammlung Stadtmuseum Nordhorn)
Im Schichtbetrieb von jeweils achtstündiger Früh-, Spät- und Nachtschicht arbeiteten von nun an etwa 200 Menschen in der „Neuen Weberei“.
„Neue Weberei“ gelangt in neue Hände
Der Gronauer Textilkonzern RAWE übernimmt die Firma Povel.
Die Textilkonjunktur bricht ein
Der Delden-Konzern meldet für den Nordhorner Povel-Betrieb einen Vergleich an, der wenig später in einem Konkurs endet.
Einstellung der Produktion

Foto: Rudolf Bulla, Grafschafter Nachrichten
Die noch verbliebenen 1.200 Mitarbeiter stehen auf der Straße.
Foto: Rudolf Bulla, Grafschafter Nachrichten
Blick in die 6000 Quadratmeter große „Neue Weberei“ nach ihrer Übernahme durch die Textilfirma Rawe im Jahre 1980.
Die Webereihalle geht in den Besitz der Stadt über
Zugleich mietet RAWE die Webereihalle für weitere fünf Jahre und nutzt sie bis 1990 als Stoff- und Ballenlager.
Hoffnungsschimmer
Der Landkreis Grafschaft Bentheim steigt in die Planungen für ein Historisches Kreismuseum ein. Als Standort schlägt die Stadt Nordhorn die „Alte Weberei“ vor.
Foto: Rudolf Bulla, Grafschafter Nachrichten
Rund um die Weberei beginnt auf dem ehemaligen Povel-Fabrikgelände eine millionenschwere „sanfte“ Bodensanierung.
Umbau in eine neue Zukunft
In der Fabrikationshalle wird seit Sommer 1990 tonnenweise schwerbelasteter Boden zwischengelagert, um Auswaschungen der mit Farbresten, giftigen Chemikalien und Schwerölen versetzten Erde durch Regenwasser zu verhindern.
Wird aus Textil nun Kultur?
Die Stadtverwaltung wird mit der Entwicklung eines alternativen Konzepts für ein Kulturzentrum in der „Alten Weberei“ beauftragt.
Projekt “Kulturzentrum Alte Weberei”
Seit Juni findet das Projekt „Kulturzentrum Alte Weberei“ engagierte, in der Öffentlichkeit wahrnehmbare Fürsprecher. Kulturell engagierte Bürger*innen gründen einen „Förderverein Kulturzentrum Alte Weberei“.
GN-Karikatur 1996 – „Kulturpolitik mit der Abrissbirne“, Grafschafter Nachrichten
Die Stadtverwaltung schlägt den Abriss der Fabrikhalle vor. Ein Vorschlag, der im Vorfeld der ebenfalls 1996 anstehenden Kommunalwahlen unerwarteten Protest in weiten Teilen der Öffentlichkeit auslöst.
Foto: Werner Westdörp, Grafschafter Nachrichten
Im Herbst werden die vergifteten Böden aus der Altlastsanierung weitestgehend entsorgt.
Probelauf der “Kulturfabrik”
Mit finanzieller Unterstützung der LAGS Niedersachsen veranstaltet der Verein in den Sommermonaten in leergeräumten Teilbereichen der Weberei sogenannte „Probeläufe“, die einigen tausend Besucher*innen die Möglichkeiten eines zukünftigen Kulturzentrums aufzeigen.
Foto: Werner Westdörp, Grafschafter Nachrichten
Die Rick DeVito-Band bei ihrem Auftritt während des „Probelaufs“.
Licht am Ende des Weberei-Tunnels
Im Sommer erfolgt der Durchbruch. Im Juni votiert der Verwaltungsausschuss der Stadt Nordhorn einstimmig für den Erhalt der Halle. Überraschend gelingt es, Zuschüsse in Millionenhöhe für den Umbau einer Textil- in eine Kulturfabrik zu akquirieren.
Foto: Werner Westdörp, Grafschafter Nachrichten
Mit Hochdruck beginnt im Februar der rund 5 Millionen DM teure Aus- und Umbau der Fabrikhalle.
Foto: Werner Westdörp, Grafschafter Nachrichten
Unerwarteter Andrang bei der Eröffnung von „Topping Out“ am 29. August 1997. In langer Schlange warteten insgesamt 700 Kunstinteressierte auf Einlass.
Hoher Besuch

Foto: Werner Westdörp, Grafschafter Nachrichten
Stargast ist die belgische Königin Paola, deren Ausstellungsbesuch mit einem städtischen Empfang im Grafschafter Brauhaus endet.
Die letzten Bauarbeiten
Der Innenausbau der Alten Weberei macht sichtbare Fortschritte. Die Arbeiten rund um den Bühnenbereich und die ersten Wanddurchbrüche für Eingangstüren, Fensterfronten und Notausgänge gehen voran.
Allem Anfang wohnt ein Zauber inne – die Kulturfabrik wird eröffnet
Am 30. April 1999 ist es endlich so weit: Nach einer Umbauzeit von knapp zwei Jahren hat sich die ehemalige Webereihalle der Firma Povel in eine multifunktional nutzbare „Kulturfabrik“ verwandelt.
Foto: Werner Westdörp, Grafschafter Nachrichten
Seit ihrer Eröffnung im September 1999 ist die unter dem Stichwort „Textile Arbeitswelten“ eingerichtete Museumsfabrik Ziel vieler Besuchergruppen.
Foto: Stephan Konjer, Grafschafter Nachrichten
Bereits in den ersten drei Betriebsjahren kommen jeweils rund 50.000 Besucher in die Alte Weberei. Ganz im klassisch soziokulturellen Sinne wird die Halle zur Spielstätte etlicher kultureller Initiativen vor Ort:
“Goodbye klein Amerika”

Foto: Werner Westdörp, Grafschafter Nachrichten
Ein Musical über den Aufstieg und Niedergang der Nordhorner Textilindustrie, das bis zum Jahresende 2000 weitere ausverkaufte Aufführungen erlebt.
Foto: Werner Westdörp, Grafschafter Nachrichten
Einen über die Jahre vergleichbaren Publikumszuspruch entfaltet die Rock und Klassik verbindende Veranstaltungsreihe der „Sinfonic Rock Night“, die die Musikschule Nordhorn – zunächst unter dem Titel „Night Of The Proms“ – seit dem Herbst 1999 alljährlich gemeinsam mit der Alten Weberei in Szene setzt.
Markt und Messe
Auf der Freifläche inmitten der Halle finden 1999/2000 erste Antik- und Kunstmärkte und eine Reihe von Messeveranstaltungen wie Computermessen, die Bau- und Immobilienmesse „Lebenswelten“, die Gesundheitsmesse „Balance“ oder die Schönheitsmesse „Beauty & Wellness“ statt.
Gefeiert werden…
Großhochzeiten, Abibälle, die vereinigten Schützenvereine veranstalten ein erstes Stadtschützenfest im Veranstaltungssaal. Dort finden zudem Neujahrsempfänge und Infoveranstaltungen der Stadt Nordhorn, Seniorennachmittage und Weihnachtsfeiern von Parteien, Verbänden und Betrieben statt.
Hoher Besuch
Foto: Werner Westdörp, Grafschafter Nachrichten
Der nächste königliche Gast lässt nicht lange auf sich warten. Königin Beatrix aus den Niederlanden auf Stippvisite in der Alten Weberei zur Eröffnung des grenzüberschreitenden Projektes “kunstwegen”.
Foto: Jürgen Lüken, Grafschafter Nachrichten
Aktionskünstler Guillaume Bijl zeigte im Galeriepavillon mit „Souvenirs der 60er Jahre“ einen musealen Flohmarkt der Kunst. Darüber hinaus inszeniert die Alte Weberei zur 60er-Ausstellung eine eigene Schau: „The Doors – Erinnerungen an eine Kultband“.
Foto: Jürgen Lüken, Grafschafter Nachrichten
Ein Wochenende später ließen sich zahlreiche Besucher bei einer Moden- und Frisurenschau in den Look der 70er Jahre entführen.
Foto: Udo Wohlrab, Grafschafter Nachrichten
Ausgelassen, tanzfreudig, mit „toller Stimmung“ unter der Discokugel – so zeigten sich die Disco-Partys unter „musikalischer Anleitung“ der GN-DJs Hans-Jürgen de Winder und Werner Straukamp.
Das Fazit der ersten Jahre
Die Alte Weberei ist aus dem kulturellen und gesellschaftlichen Leben der Stadt nicht mehr wegzudenken.
Die ganze Geschichte
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Projekte und mehr…
Informationen zu den vergangenen oder aktuellen Projekten des Kulturzentrums sind im Projektarchiv zu finden.